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Esoteriksender Aus für AstroTV – das war nicht vorauszusehen

Das kommt überraschend: Obwohl Astrologie boomt, wird der Fernsehsender AstroTV Ende Dezember nach über 20 Jahren eingestellt. Das esoterische Programm lieferte Material für viele Parodien. Der Mutterkonzern sieht die Zukunft im Digitalen.

Kein schöner Blick in die Zukunft: Der Esoterikkanal AstroTV stellt seinen Sendebetrieb ein. Der Fernsehsender für Horoskope, Kartenlegen und Hellsehen bekommt zum 31. Dezember dieses Jahres den Stecker gezogen. Das teilten die Betreiber am Mittwoch mit. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet. Der Nischenkanal ist der breiteren Öffentlichkeit vor allem durch immer neue Parodien des Fernsehkritikers Oliver Kalkofe bekannt. Auch Stefan Raab machte in seiner »TV total«-Zeit Späße über die Kontakte des Senders mit dem Überirdischen, ebenso Raabs Nachfolger Sebastian Pufpaff.

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Der Sender ist wegen seines Umgangs mit dem Vertrauen von Zuschauerinnen und Zuschauern seit Jahren Gegenstand von Kritik. So musste sich die zuständige Medienanstalt Berlin-Brandenburg bei einem Verfahren  im Jahr 2015 mit rund 100 Beschwerden auseinandersetzen, die den Entzug der Sendelizenz forderten. Hintergrund waren Vorwürfe »zweifelhafter Angebote bis hin zu betrügerischen Machenschaften« gegenüber Anrufern.

AstroTV wies diese Vorwürfe stets entschieden zurück: »Viele Menschen fühlen sich in der spirituellen Welt von AstroTV wohl. Dies mit Scharlatanerie gleichzusetzen, zeugt von Intoleranz und Überheblichkeit«, so der Sender in einer älteren Stellungnahme . »Allen Fehldarstellungen und Anfeindungen zum Trotz, freuen wir uns, Ihnen auch weiterhin Anlaufpunkt für spirituelle Fragestellungen und Unterhaltung zu sein.«

Der Sender bezeichnet sich selbst  als »führende TV-Plattform für esoterische Lebensberatung und spirituelle Inhalte« im deutschsprachigen Raum. »Mit einer innovativen Mischung aus Live-Beratung, Homeshopping und dem spirituellen Lifestylemagazin ›Leichter Leben‹ hat der Sender nicht nur Unterhaltung geboten, sondern auch Orientierung und Unterstützung in den Lebensfragen seiner Zuschauer.«

AstroTV hat seinen Sitz in Berlin-Charlottenburg und ist seit 2004 auf Sendung. »Wir blicken auf über 20 Jahre erfolgreichen Sendebetrieb in Deutschland und Europa zurück und sind stolz auf das, was AstroTV in dieser Zeit erreicht hat«, sagte der Geschäftsführer der Betreiberfirma Adviqo, Tom Tews, laut der Mitteilung vom Mittwoch. In dem Statement ist von einer Entscheidung »im Zuge einer strategischen Neuausrichtung durch die Eigentümerin« die Rede.

Tews kündigte an: »Es ist nun an der Zeit, dass wir unseren Fokus anpassen und die Weichen für die Zukunft in einer zunehmend digitalisierten Welt stellen.« Genauer äußerten sich die Betreiber zu künftigen Plänen zunächst nicht. AstroTV ist im Netz bereits jetzt sehr aktiv. Nach eigenen Angaben ist das Angebot in mehr als 32 Millionen TV-Haushalten sowie über eine App auch in sozialen Netzwerken wie YouTube, TikTok und Instagram verfügbar. Der Medienwandel macht offenbar auch vor der Astrologie nicht Halt.

Unlängst hatte sich Jan Böhmermann im »ZDF Magazin Royale« kritisch einem aktuellen Boom der Astrologie gewidmet. Der Hashtag #Astrologie komme bei TikTok auf Milliarden Aufrufe. Es komme zu fragwürdigen medizinischen Empfehlungen. Astrologie könne deshalb nicht bloß als harmloses Hobby eingeschätzt werden.

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Das Portal »Digitalfernsehen.de«  sieht noch einen recht profanen Erklärungsansatz für die Einstellung des Senders: Der Sender finanziert sich vor allem durch kostenpflichtige Zuschaueranrufe sowie durch Teleshopping. Das Anrufvolumen bei Mehrwertdiensten sei generell rückläufig, heißt es dort. Zudem habe AstroTV durch die Änderung der Kabelbelegung bei Vodafone in den vergangenen beiden Jahren massiv Zuschauer verloren. Nach dem notwendigen Suchlauf sei das Programm oft nicht mehr auf einen vorderen Programmplatz verschoben oder im schlimmsten Falle auch gar nicht mehr gefunden worden.

Die Entscheidung kommt rund zwei Jahre nach der Übernahme der Betreibergesellschaft Adviqo durch Ingenio Europe, wie der Branchendienst DWDL anmerkt. »Durch den Zusammenschluss wird das Unternehmen somit zum global größten Anbieter astrologischer Inhalte«, habe es damals geheißen.

feb/dpa

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