Mein Regenbogen-Frust

von Redaktion — über |

Seit März 2021 bin ich Teil unserer besonderen Protest-Bewegung.

Wie Viele hatte ich anfangs Bedenken, um nicht zu sagen Angst davor, mit den berüchtigten "rechtsradikalen Querdenkern" in Verbindung gebracht und gesehen zu werden. Jedoch wurde auch mein Leidensdruck von Monat zu Monat stärker und irgendwann musste ich mir endlich Luft machen, um gegen die Corona-Maßnahmen der Politik zu protestieren. Schließlich bedrohten die neuen Gesetze auch meine Existenz als Schauspieler und zwangen alle Theater, mit denen ich Pläne für 2020 gemacht hatte, diese Theaterstücke wieder abzusagen. Stück für Stück, sozusagen.

Regenbogen_Frust.JPG

Als schwuler Mann schien es mir anfangs sehr heikel, mich mit Demonstranten zu verbünden, die in der Presse als "rechtsradikal" dargestellt wurden. Die Vorstellung, mit Menschen zu demonstrieren, denen auch ich ein Dorn im Auge war, gefiel mir gar nicht. Glücklicherweise haben sich diese Bedenken schnell in Luft aufgelöst und ich merkte nach kurzer Zeit, dass meine sexuelle Orientierung, genauso wie Herkunft, Religion, Alter, Sprache oder andere äußerliche Eigenheiten, im Rahmen der Demonstrationen überhaupt keine Rolle spielten, so wie es ja auch sein sollte.

Ich ging immer häufiger zu Kundgebungen und Demonstrationen der Querdenker, bastelte mir eigene Demo-Banner, erlebte die selbsternannte Antifa, die drohten, mich unter Zwang zu Impfen und auch eine Einkesselung durch die Polizei in Wiesbaden. Die Folge dieser Einkesselung, eine Feststellungsklage mit mir als Kläger und Ralf Ludwig als Anwalt, ist in Gange und beginnt hoffentlich bald. Dass sich unsere Bewegung weiterentwickelt hat und längst nicht mehr nur gegen Corona-Maßnahmen protestiert, macht mich froh und stolz. Ich finde es sehr wichtig, dafür zu protestieren, dass Steuergelder nicht in Waffen für Kriege investiert werden, Systemkritiker nicht zu Unrecht verhaftet werden, Journalismus nicht durch Spenden und Privilegien manipuliert wird, die Pharmaindustrie Verantwortung für ihre Fehler übernimmt und wir uns die Autos und Heizungen nach Geschmack und Budget selbst aussuchen dürfen, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Ich hätte es gerne gesehen, dass sich mehr Schwule und Lesben unserer Gegenbewegung anschließen, um auch ihrem Frust über unsere Regierung Ausdruck zu verleihen. Aus Gesprächen mit schwulen und lesbischen Freunden weiß ich, dass einige mit vielen Entscheidungen der Politiker unzufrieden sind. Vielleicht ist jedoch die Angst zu groß, Rechte wie Ehe und Adoptionsmöglichkeit zu verlieren, wenn man sich nicht den Regeln der deutschen Regierung unterwirft, die uns diese Rechte erst vor wenigen Jahren eingeräumt hat.

Nach über zwei Jahren des Demonstrierens erlebte ich allerdings im Juni 2023 auf einer Samstags-Demo in Frankfurt etwas, das mir den Atem stocken ließ: Während ich mit einem Schild gegen den Pandemie-Vertrag der WHO demonstrierte, hörte ich aufgenommene Parolen, die in einem Musik-Text-Mix aus dem Lautsprecher im vorderen Bereich der Demo ertönten. Auf einmal sagte die Sprecherin doch tatsächlich, sinngemäß: „Vielleicht sollte sich unsere Ampel ein Vorbild an der russischen Regierung nehmen, die ´Propaganda von Schwulen und Lesben‘ im Land zum Schutz der Kinder verbietet.“ Ich beschwerte mich kurz bei der Demo-Leitung, verließ den Demo-Zug umgehend und musste erst einmal tief durchatmen.

Ich möchte diese Erfahrung zum Anlass nehmen, mir die komplette Bandbreite des Themas „Regenbogen-Fraktion“ einmal kritisch anzusehen.

Manchmal fühlt es sich an, als wären wir wieder in einer Zeit gelandet, als der Paragraf 175 noch gültig war und Eltern fürchteten, dass sich zwei in der Öffentlichkeit küssende Männer ihre Kinder in ihrer Entwicklung negativ beeinflussen könnten. Hat es nicht Jahre gedauert, bis die meisten verstanden, dass Kinder weder durch elterliche Erziehung noch durch externe Vorbilder jemals ihre sexuelle Orientierung ändern? Es wird doch niemand homosexuell, weil er gerne Freddie Mercury oder Melissa Etheridge hört. Es sind sicher nur wenige Menschen, die nicht erkennen, dass es doch ein großer Unterschied ist, ob die eigene Tochter mit 14 aus Neugier mal ihre beste Freundin küsst oder, ob der 13-jährige Sohn beschließt, Hormone einzunehmen, um möglichst bald sein Geschlecht operativ zu verändern?

Für die, denen dieser Unterschied noch nicht ins Gesicht springt:

Ein Kuss aus Neugierde ist lediglich das Zeichen einer Entwicklungsphase, die dem Kind dabei hilft, seine Orientierung zu finden und keinerlei Schäden zurücklässt. Hormone und eine Geschlechtsumwandlung können lebenslange Schmerzen und gesundheitliche Probleme verursachen und sich am Ende sogar als dramatischer Fehler entpuppen, wenn der erwachsene Mensch wenige Jahre später merkt, dass er sich doch nur in einer Phase befand und eigentlich niemals das Geschlecht hätte wechseln sollen. Die Gefahr, sich damit einen späteren Kinderwunsch kaputtzumachen, sollte hier auch erwähnt werden und bedroht sicher auch viele Eltern, die sich auf eine Zeit als Großeltern freuen.

Ich kenne - auch in meinem schwulen Freundeskreis - niemanden, der dafür ist, dass Passagen von Kinderbuch-Klassikern umgeschrieben werden, um Bücher an eine neue Moral anzupassen. Dass woke Politiker nun versuchen, unsere Wählerstimmen durch Genderei zu erhalten, finde ich unverschämt! Wo waren die denn, als ich in den 90ern auf der Straße für Adoptionsrecht und in den 2000ern für mein Recht auf Ehe demonstriert habe?

Meine Wünsche nach Ehe und Familie konnte bisher jeder nachvollziehen, der sich selbst jemals nach Partnerschaft und Familie gesehnt hat. Das Recht auf gemeinsame Adoption und die spätere Ehe für Homosexuelle in Deutschland waren für mich sehr große Erfolgserlebnisse! Sie ermöglichten es mir, meinen Sohn mit 14 Monaten bei mir aufzunehmen und den Mann meines Herzens zu heiraten.

Ich verstehe, dass es Fußballfans nervt, wenn die Nationalmannschaft versucht, eine tolerante Einstellung in die Welt zu tragen und regelmäßig mit Regenbogenbinden auftritt. Letztlich rauben diese Binden den Spielern aber nicht die Energie zum Fußballspielen. Die Mannschaften verlieren (oder gewinnen) ja nicht wegen der Regenbogenbinde ihre Spiele. Dass Länder wie Katar regelmäßig auf Missstände hingewiesen werden müssen, finde ich richtig. Dort und in vielen anderen Ländern werden schwule Männer noch immer zum Tode verurteilt und für Jahre ins Gefängnis gesteckt! Natürlich muss ein solcher Hinweis ohne Gruppenzwang erfolgen. Niemand sollte gegen seine Überzeugung vom Arbeitgeber zu einem Gruppen-Protest gezwungen werden. Dann vielleicht doch lieber ganz konsequent nur in den Gastgeber-Ländern Fußball-Spielen, wo man sich aufgrund der politischen Lage wohl fühlt.

Dass viele Widerständler finden, die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben sei in Deutschland am Ziel angekommen, kann ich gut verstehen und teile diese Meinung sogar weitgehend. Meine persönlichen Kämpfe um Adoptionsrecht und Ehe haben Früchte getragen, von denen neben Schwulen und Lesben auch Trans-Menschen profitieren, die natürlich auch die Möglichkeit auf Adoption und Ehe mit dem Menschen ihrer Wahl haben.

Der aktuelle Kampf um Trans-Rechte trifft aber einen ganz besonderen Nerv. Ich glaube, den meisten Kritikern geht es dabei sicher nicht darum, wen Trans-Menschen heiraten oder wie sie durch die Straße laufen. Dass eine Dragqueen in der Bibliothek im Glamour-Kostüm Kinderbücher vorliest, ist eine modische Zeiterscheinung, über die man streiten kann. Sie wird - mit oder ohne frivolem Drag-Queen-Namen "Eric Big Clit" - kein Kind negativ in seiner sexuellen Entwicklung beeinflussen. Kinderbücher-Vorlesen ist auch im Glitzer-Kleid keine Frühsexualisierung, solange es ein angemessenes Kinderbuch ist. Welches Buch die Drag-Queen Eric BC in München vorgelesen haben soll, konnte ich keinem der vielen Beiträge entnehmen. Eine Dragqueen liest ja sicherlich nicht aus der unanständigen Broschüre der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung vor und ermutigt Kleinkinder zu „Frühsexualisierung“ oder „frühkindlicher Masturbation“.

Dass man durch einen kurzen Besuch auf der Meldestelle sein Geschlecht einmal im Jahr ändern darf, finde ich so albern, dass ich darauf warte, dass die ersten TV-Komödianten es als Anekdote tun, um damit zusätzlichen Comedy-Stoff zu haben. Aber letztlich tut auch das niemandem weh.

Heikel wird es für mich da, wo Kinder vor und während der Pubertät aufgefordert werden, ihr eigenes Geschlecht zu überdenken und plötzlich glauben, im falschen Körper zu stecken. Eine Freundin, die an einer Schauspielschule für Kinder unterrichtet, erzählte mir im März, dass innerhalb weniger Monate vier ihrer Schüler das Geschlecht wechseln wollten und sich einen neuen Namen zugelegt haben. Wenn sie ihre Schüler nun versehentlich mit dem alten Vornamen anspricht, wird sie regelrecht beschimpft. Obwohl ich es generell gut finde, dass die wenigen Trans-Menschen (laut „Stern“ sind es ca. 0,35 %) mit tatsächlichen Identitätsproblemen ihren Körper als Erwachsener verändern dürfen, finde ich es fatal, Pubertierende zu solchen Veränderungen zu ermutigen und bin heilfroh, dass meinem 17-jährigen Sohn diese Teenager-Krise erspart geblieben ist.

Im Laufe der Jahre passierte es mir gelegentlich, dass mich Menschen fragten, ob ich nicht Sorge hätte, dass mein Sohn, der mit zwei schwulen Vätern groß wurde, auch schwul werden könnte. Glücklicherweise merkten diese Menschen in der Regel recht schnell, dass ich mir - wie sicher die meisten Eltern - nur wünschte, dass mein Sohn sich auf seine eigene Art und Weise finden und entfalten kann.

Von seiner ersten Freundin, die er mit 15 hatte, weiß ich, dass sich junge Mädchen seit einigen Jahren gut überlegen, wo sie wann und in welchem Aufzug unbegleitet durch die Stadt laufen. Auch für Schwule und Lesben ist die Situation durch aggressive Angriffe einiger junger, männlicher Zuwanderer, die unseren Lebensstil ablehnen, wieder schwieriger geworden als vor zehn Jahren. Wer heutzutage noch abends händchenhaltend durch die Straße läuft, riskiert, mit blauen Flecken nach Hause zu kommen oder sogar im Krankenhaus zu landen. Dass man davon nie in unserer alternativen Medienwelt hört, finde ich schade.

Manch prominenter Journalist unseres Widerstandes wird es nicht leid, auf der Bevorzugung von „Christofer Street Days“ (CSDs )im Gegensatz zu anderen Demos herumzureiten und erwähnt dabei aber nur am Rande, dass diese Bevorzugung doch aus der Politik kommt, die sich mit Regenbogenfedern schmücken will. Damit wird leider auch die Wut auf die sogenannte „Regenbogen-Fraktion“ vorangetrieben. Eine Wut, die unsere Bevölkerung noch mehr spaltet, als sie es durch Corona-Bestimmungen ohnehin schon ist. Was für eine Erleichterung, wenn eine renommierte Autorin wie Cora Stephan dies in ihren hervorragenden Beiträgen wiederholt klarstellt.

Ich gebe zu, dass auch ich nicht verstehe, weshalb aus einem CSD Wochenende, das ja seit über 30 Jahren in jeder größeren Stadt gefeiert wird, auf einmal ein „Pride Monat“ geworden ist, dem sich Supermarkt-Ketten, Banken und Modelabels anschließen. Denen geht es sicher auch sehr darum, die 10 Prozent Schwule und Lesben in ihre Boutiquen zu bekommen und ihnen etwas zu verkaufen.

Die KLARTEXT Rhein-Main Redaktion bat mich auch, etwas zum Thema „Fetisch und Nacktheit auf der Straße“ zu schreiben. Ich habe mich schon vor 20 Jahren darüber geärgert, wenn ich mal wieder für eine CSD Demo-Aktion viel Mühe, Recherche und Geld investiert hatte und dafür nur wenig Beachtung fand. Stattdessen hatten es mal wieder die bunten Schiller-Kostüm-Demonstranten und die Leder-Machos in Zeitungen und die Hessenschau geschafft. Anscheinend verkaufen diese Fotos mehr Ausgaben als Bilder von politischen Aktionen. Das heißt aber auch: Diese kleine Gruppe schwuler Männer gab es schon immer und sie laufen auch schon seit Jahrzehnten so durch die Straße. Es sind die Journalisten, die entscheiden, welchen Rahmen sie dieser Gruppe im Verhältnis zum durchschnittlichen Rest zugestehen.

Ich glaube zwar, dass unsere Bewegung stark ist, trotzdem aber jede Hilfe und Verstärkung gebrauchen kann. Immer mehr Menschen verfolgen alternative Nachrichten-Kanäle, weil sie das Vertrauen in Tagesschau und Heute-Journal verloren haben. Trotzdem sehe ich auch, dass unsere Demonstrations-Züge lange nicht mehr die vielen tausend Teilnehmer haben, die noch vor einem Jahr gegen die Impf-Pflicht auf die Straße gegangen sind.

Vergesst nicht, dass Schwule und Lesben, die immerhin 10 % der Bevölkerung ausmachen, viel Erfahrung darin haben, gegen Ungerechtigkeiten und Benachteiligung zu kämpfen. Auch sie haben keine Lust, zum Kauf von Autos und Heizungen gezwungen zu werden, die unnötig teuer sind, weil sie mit Strom funktionieren, der nicht mehr in Deutschland produziert wird.

Wir brauchen keine künstlichen Feindbilder und haben es nicht nötig, auf Minderheiten herumzuhacken, deren Ziele und Wünsche mit unseren Problemen im Grunde gar nichts zu tun haben. Wenn unsere Widerstands-Bewegung geschlossen gegen die Regierung demonstriert, kommen wir alle schneller ans Ziel, als wenn wir uns durch Genderdiskussionen von den wirklich bedrohlichen Themen ablenken und spalten lassen.

Der Regenbogen ist nicht der Feind, der unsere Wirtschaft kaputtmacht, Pandemie-Verträge mit der WHO abschließt, den Krieg in der Ukraine finanziell unterstützt und teure Heizungen, Autos und Windräder als umweltfreundlich bezeichnet.

Gastautor: Thomas Taselmas, Frankfurt/Main