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Politischer Streit um geplante Schließung der „Eule“

Auch Osttirol ist betroffen. Die Opposition attackiert, die Grünen kontern.

Obwohl auch Osttirol von einer aktuellen sozialpolitischen Entwicklung betroffen ist, hat die geplante Schließung der Therapiezentren „Die Eule“ in der lokalen Politik noch keinen Widerhall gefunden. In Nordtirol gehen dagegen die Wogen seit mehr als einer Woche hoch. Das liegt vermutlich daran, dass in der Tiroler Tageszeitung nur von den Schließungen der Eule in Innsbruck und des forKIDS Therapiezentrums in Kitzbühel berichtet wurde. Dabei sind alle Standorte der Eule betroffen, auch jener in Lienz, in dem neun TherapeutInnen rund 80 Kinder und Jugendliche betreuen. Offizieller Schließungsgrund ist die finanzielle Schieflage der Therapieeinrichtungen, die von der Lebenshilfe und der Diakonie betrieben werden. Sie schreiben – wenig überraschend – Verluste. Soziallandesrätin Gabriele Fischer versichert zwar, dass „mit einer neuen, wohnortnahen Netzwerk-Struktur bei den niedergelassenen Therapeuten das Angebot gesichert ist“, doch wie das zum Beispiel in einem Bezirk wie Osttirol gewährleistet werden soll, fragen sich nicht nur die Mitarbeiterinnen der Therapieeinrichtung, die in einem offenen Brief ihrem Ärger Ausdruck verleihen. Fassungslos zeigt sich auch die Opposition. Die Tiroler SPÖ hat bereits einen Dringlichkeitsantrag angekündigt und die Liste Fritz macht ihrem Ärger in einer geharnischten Aussendung Luft: „Seit 2011 muss die Therapieeinrichtung Eule mit denselben Tarifen auskommen, womit der Betrieb unmöglich kostendeckend zu finanzieren ist,“ erklärt Liste Fritz-Landtagsabgeordneter Markus Sint und wundert sich über ein aktuelles Abkommen zwischen dem Land Tirol und dem Verein Lebenshilfe, der vom Land nun 700.000 Euro bekommen soll: „Steuergeld fürs Zusperren, dieser faule Deal der Platter-Regierung mit dem Verein Lebenshilfe geht zu Lasten der 1.320 betroffenen Kinder und ihrer Familien, er geht auf Kosten der Mitarbeiter in den Therapiezentren, die ihre Anstellung verlieren, und er nimmt den Familien langfristig das dringend notwendige Betreuungsangebot weg.“ Die Fritz-Attacke will die grüne Behindertensprecherin Stefanie Jicha so nicht gelten lassen. Sie spricht von Stimmungsmache und verweist wie ihre Parteikollegin Fischer auf die geplanten Alternativen: „Die geplante neue wohnortnahe und dezentrale Struktur ist ein moderner und kostenverschiebender Zugang. Statt für einen großen Verwaltungsapparat Geld auszugeben, kommen bei einem wohnortnahen Angebot die Gelder für die Therapiekosten besser an. Wenn man sich die jährlichen Abgänge bei der Eule anschaut, dann ist eine Veränderung alleine aus Verantwortung dem Steuerzahler gegenüber nachvollziehbar“, so Jicha. Nicht unproblematisch dürfte an diesem Vorhaben sein, dass in einem Bezirk wie Osttirol schon jetzt ein eklatanter Mangel an Kinder- und JugendtherapeutInnen herrscht, der erst vor Tagen auch beim Wechsel an der Spitze der Psychiatrie im BKH Lienz thematisiert wurde. Das sieht auch Markus Sint so: „Laut Grünen-Landesrätin Fischer sollen sich die Mitarbeiter der Eule künftig selbständig machen und die Betreuung als Freiberufler übernehmen. Bevor geklärt ist, ob sich diese MitarbeiterInnen überhaupt selbständig machen wollen und können, will Fischer schon zusperren!“
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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7 Postings

fokalu13
vor 3 Jahren

Ich finde es ist unverantwortlich und unklug, das Geld beim schwächsten Glied im System, bei den jungen Familien einzusparen. Bekommen Familien keine therapeutische Hilfe und Unterstützung in schwierigen Situationen, kann sein, dass zu einem späteren Zeitpunkt die Kosten für Betreuung und Unterbringung um ein vielfaches höher werden. Die Einsparungen werden dem Staat noch teuer zu stehen kommen. Es ist hinlänglich bekannt, dass der Bedarf an Betreung im Kinder und Jugendbereich stark zu nimmt und die meisten Familien nicht die Mittel haben, um die Kosten selbst zu tragen. Selbstständige Therapeutinnen, von denen es viel zu wenige gibt, sind daher nicht die Alternative.

 
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Nickname
vor 3 Jahren

Über die Notwendigkeit der Einrichtung denke ich brauchen wir nicht zu diskutieren. Die Einrichtung ohne adäquate Lösung zu schließen bzw. ihr die Gelder einfach zu streichen kann ich nicht nachvollziehen.

 
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isnitwahr
vor 3 Jahren

Aber einer Firma ohne Überprüfung 8 Millionen Euro in den Rachen schieben scheint kein Problem zu sein, ja ja Herr Platter, irgendwo muss das vergeudete Geld ja wieder hereingeholt werden. Herr Sint, bravo und danke.

 
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    Senf
    vor 3 Jahren

    isnitwahr@ wie kommen sie zu ihrer vorschnellen auffassung mit anschuldigungen und den dummen vergleich? was hätten denn sie in der kurzen zeit bei und gegen die damals ständig steigenden coronafällen gemacht? bei wem hätten denn sie kostenvergleiche/angebote eingeholt, wenn in der nähe kein derartiges unternehmen greifbar oder in der lage ist, den bedarf zu decken? vielleicht in biafra, oder in spitzbergen?

    einfach was daherplerren wäre mir in dieser ernsten situation wohl doch zu minder. nicht nachher gscheid sein. vorher! denk mal nach.

    @manwie: und was unterscheidet denn der bezirg lienz von zu anderen acht bezirken des landes wieder einmal? hat das "arme, hinterwälderische osttirol" wirklich wieder das nachsehen gegenüber den anderen? glaubst du, dass man woanders freude über die maßnahmen hat, oder hatte man dort eine bessere stellung, vor allem bei den leidtragenden, therapieabhängigen kindern? oder kennen sie die ursachen?

    herr sint mag wohl in einigen themen der politik recht haben. ein wunderwuzzi ist er aber trotzdem nicht, wie seine landtag-schleuderkursrede in fragen der virologendebatte im bezirk lienz ergeben hat!

     
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      manwie
      vor 3 Jahren

      @senf Osttirol ist nicht "arm und hinterwälderisch", die Osttiroler sind im Gegenteil sehr tüchtig und fleißig und kompensieren damit viele "überfahrende“ Aktionen aus Ibk.

      Ich kenne die Situation in den anderen Bezirken nicht. Das Alleinstellungsmerkmal unter den sieben, nicht acht, anderen betroffenen Bezirken ist aber wohl die verzweigte Osttiroler Tälerstruktur. Zudem ist ein Ausweichen oder Ersatz von Kapazitäten aus anderen Bezirken nicht möglich und hat die Eule ja auch noch zusätzlich den Oberkärntner Raum mitzubetreuen gehabt.

      Ich bedanke mich nachträglich auf diesem Wege bei der Eule für die hervorragende, liebevolle und oft in Osttirol einzig mögliche Unterstützung meiner Kinder und Enkelkinder.

      Fr Fischer kündigt vollmundig ein dezentrales und wohnortnahes Konzept an und liefert keine Lösung, In Lienz und Umgebung mag das bestende Angebot ausreichen, aber nicht an der Peripherie. Das meine ich mit typischem Überfahren Osttiroler Belange.

       
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      isnitwahr
      vor 3 Jahren

      https://www.derstandard.at/story/2000127062592/die-familiaeren-und-geschaeftlichen-bande-hinter-der-causa-hg-labtruck Hier etwas zum Nachlesen, auch wenn es mit dem Artikel nichts zu tun hat. Und Ihre untergriffige Ausdrucksweise werde ich nicht kommentieren, die spricht eh für sich.

       
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manwie
vor 3 Jahren

Und wieder wird Osttirol von schwarzgrünen Gutmenschen überfahren.... Die grüne Fr Fischer weiß offensichtlich ganz genau, dass die Selbstständigkeit den TherapeutInnen zuzumuten und ein "Klacks" ist. Und gemeinsam mit den schwarzen Kollegen erinnern sie sich plötzlich, dass sie in der Verwaltung zu sparen anfangen sollten... natürlich zuallerst bei den sozial Schwächsten. So übertünchen sie eigenes Versagen, damit sie sich noch getrauen, in den Spiegel zu schauen

 
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