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Immaterielles Kulturerbe

Bräuche, Wissen, Handwerkstechniken  
Foto: © UNESCO/James Muriuki

Traditionelle Bewässerung - Workshop zur multinationalen Einreichung

Vom 9. – 10. Oktober nahmen rund 35 Vertreter*innen aus sieben Staaten Europas unter der Leitung der Österreichischen UNESCO-Kommission an einem Workshop zur internationalen Einreichung für die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit in Tirol teil.

Die traditionelle Bewässerung ist eine landwirtschaftliche Bewässerungsart, die ihren Ursprung in der Jungsteinzeit hat und in Teilen Europas immer noch hauptsächlich für landwirtschaftliche Zwecke genutzt wird. Sie beruht auf der strategischen Nutzung der Schwerkraft und manuell angelegter Konstruktionen wie Kanäle und Gräben, um Wasser aus natürlich vorkommenden Wassereinzugsgebieten (Quellen, Bächen, Gletschern oder Flüssen) näher an die (landwirtschaftlichen) Felder zu bringen. Die Träger*innen wählen bestimmte Tage und Zeiträume aus, an denen sie das Wasser aus den Kanälen manuell auf die Felder umleiten, indem sie vorübergehend kleine Gräben ausheben oder das Wasser aufstauen, um einen künstlichen Überlauf zu schaffen und die Felder zu "fluten". Um diese Methode effizient anwenden zu können, ist jedoch ein tiefes Verständnis der natürlichen Landschaft, des Wasserflusses, der Wetterbedingungen und eine enge Zusammenarbeit mit der Gemeinde erforderlich.

Traditionelle Bewässerungsmethoden können sowohl im Flachland, als auch in gebirgigem Gelände angewandt werden und müssen dabei immer an die jeweiligen natürlichen Gegebenheiten angepasst werden. Heutzutage gibt es nur noch einige wenige gut erhaltene Gemeinschaften und Systeme in Europa. Die traditionelle Bewässerung stellt jedoch eine gemeinschaftsbasierte, nachhaltige, anpassungsfähige, energieunabhängige und die biologische Vielfalt berücksichtigende Lösung für die Wasserversorgung in der Landwirtschaft dar, die für die Praktiker von großer Bedeutung ist.

Multinationale Einreichung für die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit

Die Traditonelle Bewässerung, in Tirol Rieselbewässerung genannt, wurde 2018 in das Nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen. Jetzt geht es in Kooperation mit Belgien, Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz  um die Einreichung für die internationale Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit. Die nächste Einreichfrist bei der UNESCO in Paris endet im März 2022. 

Die multinationale Kooperation wurde durch COVID ein Jahr Online geführt. Kern des Workshops in Zams war die Zusammenführung der Beiträge aus den beteiligten Trägerschaften zur Erstellung des umfangreichen multinationalen Nominierungs-Antrages. Beim Workshop waren Vertreter*innen unterschiedlicher Bewässerungsregionen, Expert*innen aus der Wissenschaft und NGOs anwesend, sowie Vertreter*innen nationaler UNESCO-Kommissionen und Kulturministerien. 

Aufnahmekriterien und Bewerbungsprozesse - national und international
Auf nationaler Ebene werden Elemente auf Beschluss eines Fachbeirats in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen.
Als zweiten Schritt können einzelne Traditionen aus dem Nationalen Verzeichnis für die internationale Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit nominiert werden, wenn sie die entsprechenden Kriterien erfüllen. Die Elemente auf dieser Liste werden dann als immaterielles Kulturerbe der Menschheit und nicht als Weltkulturerbe bezeichnet.

Grupenfoto der Teilnerhmer*innen
Expert*inneninput zur Traditionellen Bewässerung
Durch die sogenannten Waaleisen wird das Wasser gestaut und das Feld berieselt
Die Waale leiten das Wasser zu den Feldern