Donald Trump will den G7-Gipfel in Washington nun statt im Juni frühestens im September stattfinden lassen. Außerdem will der US-Präsident das Treffen auf andere Staaten ausweiten. Er habe nicht das Gefühl, dass die Gruppe der sieben großen Industriestaaten das Geschehen auf der Welt richtig abbilde, sagte Trump auf dem Rückflug von Cape Canaveral nach Washington zu Journalisten. "Es ist eine sehr veraltete Gruppe von Ländern", so der Präsident.

Zu einem erweiterten Gipfeltreffen im Herbst wolle er auch Russland, Südkorea, Australien und Indien einladen. Ein genaues Datum für den neuen Gipfel nannte Trump nicht. Er könnte im September rund um die Zeit der UN-Vollversammlung stattfinden, möglich sei aber auch ein Termin nach der US-Präsidentschaftswahl im November.

Trump hatte das Treffen mit den Staats- und Regierungschefs der großen Industrieländer nach einigem Hin und Her zunächst für Ende Juni in Washington angekündigt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte wegen der Corona-Krise ihre Teilnahme abgesagt. Sie war die erste der G7-Staats- und Regierungschefs, die angab, die Reise nicht anzutreten. Auf die Ankündigung, den Gipfel auf September zu verschieben und den Teilnehmerkreis zu erweitern, reagierte die Bundesregierung nun zurückhaltend. "Wir warten auf die weiteren Informationen durch die USA, die ja Gastgeber sind", sagte ein Regierungssprecher in Berlin.

Australien dagegen würde eine Einladung zum G7-Treffen begrüßen. Es habe bereits Kontakt zwischen Ministerpräsident Scott Morrison und den USA wegen dieses Themas gegeben, sagte ein Sprecher der australischen Regierung. "Eine Stärkung der internationalen Kooperation zwischen gleichgesinnten Staaten ist wertvoll in einer Zeit nie dagewesener globaler Herausforderungen."

Macron wünschte sich "Anwesenheit aller"

Frankreichs Präsident Macron hatte bereits vor Trumps Ankündigung gesagt, er stehe für eine persönliche Teilnahme bereit, wünsche sich aber "die Anwesenheit aller". Aus dem Élysée-Palast in Paris hieß es weiter, für einen G7-Gipfel der Staats- und Regierungschef seien "die Anwesenheit der Kanzlerin und die Einheit der Europäer wichtig". Nötig sei "ein Moment des Zusammenhalts und des Handelns zu einem international kritischen Zeitpunkt". Deshalb warte Frankreich darauf, "dass die G7-Präsidentschaft der USA ihre Absichten präzisiert". Das geschah dann wenige Stunden später an Bord der Air Force One.

Im März hatte das Weiße Haus mitgeteilt, wegen der Corona-Pandemie könne der für Juni geplante G7-Gipfel nicht in Trumps Landsitz Camp David abgehalten werden, sondern müsse durch eine Videokonferenz ersetzt werden. Vor gut einer Woche teilte Trump jedoch überraschend mit, da sein Land sich bereits von der Pandemie erhole, könne das Treffen doch stattfinden. Zunächst schlug er Camp David als Gipfelort vor, dann sagte er, das Treffen solle "in erster Linie" im Weißen Haus in Washington stattfinden. Ein Gipfel mit persönlicher Teilnahme der Staats- und Regierungschefs wäre "ein großartiges Zeichen der Normalisierung".

Neuer Versuch, Russland wieder zu beteiligen

Die USA sind das am schwersten von der Corona-Pandemie betroffene Land weltweit. Dort wurden mehr als 1,7 Millionen Infektionen nachgewiesen, mehr als 102.000 Infizierte starben. Die US-Hauptstadt und ihre Umgebung sind jüngsten Daten zufolge besonders stark von Corona-Infektionen betroffen. Trump wird vorgeworfen, das neuartige Coronavirus unterschätzt und unzureichend reagiert zu haben.

Der G7 gehören außer den USA und Deutschland auch Frankreich, Italien, Großbritannien, Kanada und Japan an. Die alljährlichen Gipfeltreffen richten die Mitgliedsländer abwechselnd aus.

Trumps Vorstoß, Russland zu dem Treffen einzuladen, dürfte für Diskussionen unter den sieben Staats- und Regierungschefs sorgen. Das von Präsident Wladimir Putin regierte Land war nach der Krim-Annexion 2014 aus der Gruppe – damals hieß sie noch G8 – ausgeschlossen worden. Zuletzt war Trump beim G7-Gipfel im französischen Biarritz im August 2019 mit seinem Vorschlag gescheitert, Russland wieder in die Gruppe wichtiger Wirtschaftsmächte aufzunehmen. Russland ist – anders als die anderen Länder, die Trump einladen möchte – kein Verbündeter der USA.