Ex-DFB-Kapitän analysiert: Ballack: Union kann Sensations-Meister werden

Die Union-Profis feiern nach dem 2:0 gegen Wolfsburg. Mit 17 Punkten aus sieben Spielen ist der Klub Tabellenführer

Die Union-Profis feiern nach dem 2:0 gegen Wolfsburg. Mit 17 Punkten aus sieben Spielen ist der Klub Tabellenführer

Foto: Getty Images
Von: TORSTEN RUMPF

Zu Wochenbeginn verschickte der Tabellenführer aus Berlin-Köpenick folgende Botschaft via Twitter in die Welt. „Guten Morgen Unioner und herzlichen Glückwunsch zum Platz an der Sonne.“ Im Osten der Hauptstadt sind die Klub-Verantwortlichen stolz auf das bislang Erreichte: 17 Punkte aus den ersten sieben Partien, saisonübergreifend in der 14. Begegnung in Folge ungeschlagen – Union Berlin marschiert eindrucksvoll durch die Bundesliga.

Können die Eisernen sogar Überraschungs-Meister werden?

Einer, der es wissen muss, ist der frühere Superstar Michael Ballack (45). 1998 gewann er mit dem 1. FC Kaiserslautern als Aufsteiger sensationell den Titel. Ein erneutes Fußball-Märchen schließt der Ex-Capitano nach dem Superstart der Berliner nicht mehr aus.

„Grundsätzlich wäre es vermessen, öffentlich von der Meisterschaft zu sprechen. Gerade bei so einem starken Gegner wie Bayern München, der die Bundesliga seit Jahren dominiert“, sagt Ballack im Gespräch mit SPORT BILD. „Aber träumen ist erlaubt. Warum nicht? Im Fußball ist immer alles möglich, die Vergangenheit hat das gezeigt. Ich habe das mit Kaiserslautern 1998 erlebt, als wir als Aufsteiger Meister wurden. Oder es gibt das Beispiel Leicester, das 2016 völlig überraschend den Titel in der Premier League gewann. Man kann sich schon in einen Rausch spielen, der dich während der gesamten Saison trägt. Das war bei uns damals so, das war bei Leicester so.“

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Quelle: Bild

Ballack ist vor allem von der Spielweise der Berliner angetan. „Die Art Fußball zu spielen mag ich. Das ist eine gute Mischung, was das Spielerische betrifft – aber auch was die Physis und Zweikampfführung angeht. Außerdem hat die Mannschaft eine gute Mentalität. Es ist gut, dass man auch mit dem Fußball erfolgreich sein kann, die Fans identifizieren sich mit ihm. Das ist sehr wichtig. Es muss nicht immer Tiki-Taka sein“, sagt der 98-malige Nationalspieler.

Mit dieser Art hat sich Union zu einem Spitzenteam entwickelt. Berlin wird oft auf seine Heimstärke reduziert – das wird dem Klub aber nicht gerecht. Die Atmosphäre im Stadion An der Alten Försterei ist in der Tat einzigartig und verhilft Berlin zu vielen Erfolgen und Punkten: Union verlor nur zwei seiner vergangenen 37 Heimspiele in der Bundesliga (21 Siege, 14 Remis).

Aber: Inzwischen punkten die Eisernen auch in der Fremde. Sie gewannen fünf der letzten sechs Bundesliga-Auswärtsspiele, zudem gab es in diesem Zeitraum ein Remis. Vereinsrekord! Das Resultat: Spitzenreiter mit fünf Zählern Vorsprung auf den Top-Favoriten FC Bayern, der aktuell nur Fünfter ist.

Michael Ballack wurde 1998 mit dem 1. FC Kaiserslautern als Aufsteiger vor Bayern Überraschungs-Meister

Michael Ballack wurde 1998 mit dem 1. FC Kaiserslautern als Aufsteiger vor Bayern Überraschungs-Meister

Foto: Andreas Pohl

Dass Unions Entwicklung immer weitergeht, ist für Ballack nicht überraschend: „Die Berliner haben in den vergangenen drei, vier Jahren mit ihren Möglichkeiten sehr gute Saisons gehabt, sie haben sich jedes Mal verbessert. Daran knüpfen sie an. Das setzt Kräfte frei. Vor allem, wenn man oben steht.“

Großen Anteil am Erfolg neben Macher Oliver Ruhnert (50) hat Trainer Urs Fischer (56). Unions Manager holte den Schweizer 2018 in die Hauptstadt – seitdem geht es für den Verein stetig bergauf, Fischer führte den Klub aus der 2. Liga bis in die Europa League.

Ballack: „Union hat mit Urs Fischer einen Top-Trainer. Er ist ruhig, sachlich, kann aber sicher auch laut werden, wenn es nötig wird. Für mich ist er vom Führungsstil eher ein klassischer Trainer, dazu inhaltlich sehr gut. Das führt mittel- und langfristig ebenfalls zum Erfolg. Union und Fischer, das passt wie die Faust aufs Auge. Dazu wird der Verein von den Verantwortlichen solide geführt, die Strukturen stimmen.“

So wie einst in Lautern, als Otto Rehhagel (84) beim Sensations-Titel 1998 das Sagen ­hatte …

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